Darmkrebspatienten werden immer jünger
Viersen – Nach wie vor ist Darmkrebs in Deutschland eine der häufigsten Krebsarten mit einer hohen Sterberate. Und noch etwas ist beunruhigend: Immer mehr junge Menschen erkranken inzwischen daran. Anlässlich des Darmkrebsmonats März berichtet die Chefärztin der Klinik für Viszeral- und Allgemeinchirurgie des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Viersen, Prof. Dr. Nadja Lehwald-Tywuschik, über Früherkennung und Behandlungsmöglichkeiten von Darmkrebs.
Welche Rolle spielt die Vorsorge bei Darmkrebs?
LEHWALD-TYWUSCHIK: Eine ganz wichtige, denn Darmkrebs ist eine gut behandelbare und in vielen Fällen auch heilbare Erkrankung. Das Tückische an Darmkrebs ist, dass er oft lange Zeit wächst, ohne spürbare Symptome zu verursachen. Das Positive: Diese Krebsart bietet die besondere Chance, sich durch Früherkennung fast vollständig verhindern oder frühzeitig heilen zu lassen. Dabei sind die Erfolge umso größer, je früher der Krebs und die Vorstufen erkannt werden.
Welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es?
LEHWALD-TYWUSCHIK: Die einfachste ist ein Stuhltest. Die sicherste die Darmspiegelung im Sinne einer Vorsorgekoloskopie. Dabei können Polypen, sogenannte Darmkrebs-Vorstufen, entfernt werden, bevor sie entarten und sich zu Krebs entwickeln. Diese Vorsorgeuntersuchungen können wir am AKH in unserer Klinik für Gastroenterologie oder in unserem angegliederten internistischen MVZ anbieten.
Ab welchem Alter empfiehlt sich eine Darmspiegelung?
LEHWALD-TYWUSCHIK: In diesem Jahr wurde die Darmkrebsfrüherkennung für Frauen und Männer gleichgestellt. Das heißt, künftig können alle – unabhängig vom Geschlecht – ab einem Alter von 50 Jahren zweimal eine Darmspiegelung im Abstand von zehn Jahren vornehmen lassen. Alternativ ist alle zwei Jahre ein Stuhltest möglich.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Darmkrebs?
LEHWALD-TYWUSCHIK: Die Behandlungsformen unterscheiden sich je nachdem, welcher Teil des Darms erkrankt ist. Dabei spielen Operation, Strahlen- und Chemotherapie sowie die zielgerichtete, immunologische Antikörpertherapie eine Rolle. An unserer Klinik werden alle Tumorpatienten in einem interdisziplinären Tumorboard mit Chirurgen, Gastroenterologen, Onkologen, Strahlenmedizinern, Radiologen und Pathologen gemeinsam besprochen und ein individuelles Therapie-Konzept für jeden Patienten entwickelt. Solange die Darmkrebserkrankung nicht so weit fortgeschritten ist, dass der Tumor in die Umgebung des Darms eingewachsen ist, so versuchen wir die Operation minimal-invasiv, also ohne große Hautschnitte, durchzuführen. Bei weiter fortgeschrittenen Stadien der Krebserkrankung muss häufig ein Bauchschnitt gemacht und offen operiert werden. Bei Dickdarmkrebs-Operationen ist es in der Regel nicht erforderlich, einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang anzulegen. Aufgrund unserer großen Expertise bei Darmkrebs-Operationen, besonders sorgfältiger Vorbereitung und regelmäßiger Qualitätssicherung erreichen wir eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von dichten Darmnähten.
Ihre Klinik ist zertifiziertes Darmzentrum. Welchen Vorteil bringt das den Patienten?
LEHWALD-TYWUSCHIK: In einem zertifizierten Darmzentrum können die Patienten sicher sein, nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft von einem Netzwerk von Spezialisten behandelt zu werden. Unabhängige Studien haben gezeigt, dass der Erfolg der Behandlung stark von der behandelnden Klinik abhängt. Deshalb sollte man sich an ein zertifiziertes Darmzentrum wenden. Hier findet man viel Erfahrung in darmchirurgischen Eingriffen und hohe Qualitätsstandards.

Prof. Dr. Nadja Lehwald-Tywuschik ist Chefärztin
der Klinik für Viszeral- und Allgemeinchirurgie des Allgemeinen
Krankenhauses (AKH) Viersen.
Foto: Kaspar Müller-Bringmann / Abdruck honorarfrei
Das Allgemeine Krankenhaus Viersen ist mit 315 Planbetten ausgestattet und behandelt jährlich rund 19.000 Patienten stationär sowie nahezu 30.000 Patienten ambulant. Mit seinen zwölf Fachabteilungen leistet es einen wertvollen Beitrag zur medizinischen Versorgung im Kreis Viersen und darüber hinaus. Mit etwa 900 Mitarbeitern zählt das AKH zu den größten Arbeitgebern in Vierse
Info: Darmkrebsmonat März 2025
Zum 24. Mal steht der März in ganz Deutschland im Zeichen der Darmkrebsvorsorge. Erstmals im Jahr 2002 ausgerufen von der Felix Burda Stiftung, Deutsche Krebshilfe, Deutsche Krebsgesellschaft, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Stiftung LebensBlicke und Gastro-Liga, wird der Darmkrebsmonat März heute auch von Netzwerk gegen Darmkrebs e. V. und zahlreichen weiteren Medien, Gesundheitsorganisationen, Unternehmen, Städten, Kliniken und Privatpersonen unterstützt, die sich gemeinsam für die Darmkrebsvorsorge engagieren.
www.felix-burda-stiftung.de